Dienstag, 8. September 2015

Genäht: Ein neues Kleid für den Wurstmarkt

In ein paar Tagen ist es wieder soweit, der Wurstmarkt steht an. Das größte Weinfest der Welt, wie wir Pfälzer gerne prahlen.

Als Kind konnte ich es nach der Schule kaum abwarten nach Hause zu kommen und mit meinen Großeltern über den Markt zu schlendern. Am ersten Tag lief ich oft auch als kleine Knirpsin im Winzerkittel und rotem Tuch um den Kopf mit der Verwandtschaft beim Umzug mit, mit dem der Wurstmarkt eigentlich beginnt. Früher gab es auch noch eine kleine Messe, auf der man allerhand probieren durfte. Ein absolutes Highlight für uns Kinder. Danach ging es zum Zug fahren (ein schönes Karussel, in Form eines kleinen Zuges) oder ganz früher auch zu den Pferden, auf denen man eine Runde reiten durfte.Ich habe mein ganzes "Kerwegeld" für Lose ausgegeben, stets in der Hoffnung das tolle Fahrrad oder den riesen Teddy zu gewinnen.

Im Teeniealter dann ist man verrückte Fahrgeschäfte gefahren, stand bei den Boxautos (oder auch nicht) und sich wahnsinnig gefreut, wenn man an den Feuerwerktagen mal länger als 20 Uhr bleiben durfte. Unser gesamtes Geld haben wir wieder für Lose ausgegeben und für diese Greifarm-Dinger.
Irgendwann ging es dann los mit den ersten Schorle (aus 0,5 l Dubbegläsern) und bis in die frühen Morgenstunden sich mit Freunden verquatschen. So ging das dann weiter bis tief in meine Zwanziger. Es gab Zeiten, da wurde der Wurstmarkt zu meinem zweiten Zuhause. Am Wochenende kam ich erst früh am Morgen wieder zurück, immer ein paar frische Brötchen dabei für meine Mutter und meine Oma. Dann wurde gefrühstückt, danach bin ich schlafen gegangen und dann abends ging es wieder auf den Wurstmarkt. Eine sehr schöne Zeit, die ich wirklich nicht missen mag.

Seit ein, zwei Jahren hat sich mein Wurstmarktverhalten wieder geändert. Wir sind alle irgendwie erwachsen geworden, Freunde sind Eltern geworden, haben geheiratet und leben jetzt in einem anderen Teil der Welt. Es ist alles gemütlicher geworden und es ist auch nicht schlimm, wenn man sich mal einen Tag nicht blicken lässt. Trotzdem ist es immer wieder eine schöne Zeit, weil doch viele wieder die Heimat besuchen (mich eingeschlossen) und man alte Freunde zufällig wieder trifft.

Mein erstes Kleid aus Winzerkittelstoff passt mir mittlerweile nicht mehr so gut. (Das Älterwerden...;)). Es zwickt mich hier und da und außerdem habe ich einen anderen Schnitt gefunden, den ich wesentlich lieber mag. Die letzten Wochen hatte ich gleich zwei Nähprojekte. Der gleiche Schnitt, nur zwei völlig andere Stoffe und Anlässe. Zu dem einen Kleid gibt es in ein paar Wochen mehr, heute stelle ich erstmal mein neues Wurstmarktskleid vor.


Worauf ich besonders stolz bin: Es hat Taschen! Nachdem ich diesen Schnitt nun schon diverse Mal genäht habe und jedes Mal Taschen vergessen hatte, habe ich dieses Mal endlich dran gedacht. :)
Tragen werde ich es übrigens zum Literarischen Frühschoppen nächsten Montag. 

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