Donnerstag, 16. Dezember 2010

Aus der Schokoladenküche

Fast eine Woche, dann ist endlich Weihnachten. Das schönste Geschenk hat schon der Nikolaus gebracht, meine Geschenke sind tatsächlich alle schon verpackt und warten darauf, unter den Baum gelegt zu werden. Irgendwas fehlt noch, in der Küche warten 1,2 Kilogramm Schokolade, 3 Chilischoten, zwei Päckchen Mandelstifte, ein Päckchen Orangeat, Cranberries, getrockene Aprikosen, Sahne, Orangenlikör, ein bisschen Pfeffer, bunte Zuckerstreusel und Kokosflocken auf die Verarbeitung. Statt zu einer Weihnachtsbäckerei wurde meine Küche heute zum Schokoladen-Versuchstudio, während ich auf die Ankunft meines Bruderherzchens warte, und das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Orangen-Pfeffer-Pralinen
Sahne, Schokolade, Orangeat, Orangenlikör und Pfeffer




Schoko-Orangen-Mandelsplitter
Schokolade, Mandelsplitter, Orangeat, Orangenlikör
Schoko-Kokos-Mandelsplitter 
Schokolade, Mandelsplitter, Kokosflocken

Chilipralinen
Sahne, Schokolade, Chili





Aprikosen-Cranberry-Schokolade
weiße Schokolade, getrocknete Aprikosen, Cranberries






Bunte Schokolade
Schokolade, bunte Zuckerstreusel





Und passend dazu: Rudolph the Red Nosed Reindeer

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Ein Nachtrag: Thanksgiving

Ein Blick auf die Bilder in meinem Handy und ich muss feststellen, wie kurz mein Kurzzeitgedächtnis ist. Da habe ich vor lauter Weihnachten doch fast eines der besten Thanksgiving-Essen vergessen.
Nach Rezept und ein wenig eigener Kreativität wird der Vogel gestopft und mit Fett bepinselt, in den Ofen geschoben und auf das Gelingen gehofft. Dazu leckere Kartoffelecken und Brokkoli...yummy yummy
Als Nachtisch dann Mousse au Chocolat und Panna Cotta...to die for.
Und das macht Lust auf mehr und schon erfüllt mich die Vorfreude nach der Gans zu Weihnachten...

Advent, Advent, ein Adventskalender brennt...

Würde das Erwachensein daran gemessen werden, ob man einen Adventskalender besitzt oder nicht, wäre ich in diesem Jahr endlich erwachsen. Im heutigen Zeitalter gibt es aber ein Allzweckmittel gegen alles: Das Internet. Gefühlte hundert Türchen habe ich im Web heute schon geöffnet, etliche Gewinnspiele mitgemacht. Der Recherche wegen natürlich. Aber befriedigend ist das auch nicht und nicht zu vergleichen mit dem erwartungsvollen "Türchen öffnen" eines Adventskalenders in real.

Nichtsdesto Weihnachtszeit: Die Adventszeit ist schön - gar keine Frage. Ich liebe den Kitsch, das Glitzern, der Zimtduft, der Tannenduft, das eisige, kalte Wetter und die vielen leuchtenden Lichter. Aus irgendeinem Grund gehört der ganze Kitsch aber nicht in meine Wohnung. Da herrscht der Frühling. Ein Tannenbaum müsste da schon hellgrün sein mit weißen kleinen Bilderrahmen und Schmetterlingen aus weißem und grünem Seidenpapier. Aber das wäre wohl kein Christbaum mehr. Dafür schmückt meine Küche nun einen kleinen, feinen, grün-weißen Möchtegern-Adventskranz.
Musik für romantische Winterspaziergänge

Sonntag, 21. November 2010

Pralinenzeit

Die Weihnachtszeit naht. In den Supermärkten wird man schon seit Monaten dazu verführt, Süßes unter seinen Einkauf zu schmuggeln. Die ersten weihnachtlichen Lichterketten hängen schon in den Schaufenstern der Stadt, die Weihnachtsmärkte werden aufgebaut und riesige Sterne stehen auf der Fußgängerzone um in den nächsten Stunden von Fachmännern über der Straße installiert zu werden. Die ersten Weihnachtsgeschenke liegen in meinem Schrank gleich neben dem Dekokram, das im Laufe der Woche hübsch in der Wohnung platziert wird.


Hätte ich einen Ofen, hätte ich wohl schon die ersten Plätzchen gebacken, oder wenigstens Zimt-Muffins mit Zuckertannenbäumchen obenauf. Stattdessen kommen doch wieder drei Tafeln Schokolade und ein Becher Sahne in einen Kochtopf, ein paar Teelöffelchen feingehackte Chilischoten dazu - und schon ist sie fertig, die erste Ladung Pralinen in diesem Jahr. Ein Stunde in der kalten Küche (perfekt zum Pralinen rollen) und schon rollen 90 Chili-Pralinen durch Kakao und landen in einer Pralinenbox - ready zum Verzehr.

Sonntag, 14. November 2010

Der passende Platz fürs Bett

Den ersten Kontakt mit dem Berliner Wohnungsmarkt hatte ich mit der Serie "Berlin, Berlin". In einer Folge sucht Lolle, die Hauptdarstellerin eine Wohnung. Sie geht zu Wohnungsbesichtigungen und überall dabei: etliche Menschen. Damals dachte ich mir, dass das ja wohl sehr übertrieben sein muss. Im Februar diesen Jahres wurde ich eines besseren belehrt. Eine einzige Wohnung habe ich mit ganz alleine, unter persönlicher Führung angeschaut. Bei allen anderen mit dabei: etliche Menschen. bei jeder Wohnungsbesichtigung hatte ich mindestens 5 Mitbewerber, meistens eher 10, 15, 20 Leute. Viel zu viele, als das alle in die Wohnungen gepasst hätten und so standen immer welche auf dem Flur haben gewartet, bis die ersten wieder abgestaubt sind. Zur nächsten Besichtigung vermutlich. Bei mir ist es am Ende die Wohnung mit der privaten Besichtigung geworden.

Jetzt bin ich unzufrieden. Der Teppich macht mich krank. Der Boden knackt, dass ich Angst bekomme demnächst ein Stockwerk tiefer zu landen. Die seltsame ach-so-energiesparende-Heizung macht nur in einem Radius von 20 Zentimeter warm. Meine Waschmaschine steht in meinem Schlafzimmer, weil die Küchentür zu schmal ist. In meinem Bad gibt es keine Heizung. Ich habe alle, alle Möglichkeiten durch mein Bett umzustellen und kann immer noch nicht gut schlafen. Meine Küche ist kalt und ungemütlich. Ich habe nur zwei Kochplatten und keinen Backofen. Die Wände sind zu niedrig und das Fenster zu hoch.

Es gibt auch postitives an meiner Wohnung. Der große Balkon, der eigentlich die Erweiterung meines Zimmers ist, oder besser gesagt: er ist mein Wohnzimmer. Leider nur im Sommer begehbar. Ich habe einen begehbaren Kleiderschrank. Klein, aber es passt irgendwie. Nur die Schuhe, deren Anzahl ständig steigen, passen nicht rein.

Ich will eine Altbau-Wohnung. Mit hohen Wänden und großen Fenstern in der Küche. Ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer, in dem ich mir einen extra Nähbereich einrichten kann. Oder eine große Küche, in dem ich ein großes Sofa unterbringen kann und ein großes Schlafzimmer, in dem ich mein Bett umstellen kann sooft ich will, bis ich den perfekten Platz gefunden habe. Eine Küche mit mindestens drei Kochplatten und einem Backofen. Ein Spülbecken, in dem ich spülen kann, ohne jedes Mal ein großes Planschbad zu veranstalen.

Also geht sie wieder los, die Wohnungsbesichtigung gemeinsam mit etlichen anderen Menschen. Heute gab es die erste. Vor der Tür: 21 Menschen. Die Wohnung, im Gartenhaus, natürlich kleiner als auf den Bildern. Etwas dunkel, dafür das Schlafzimmer riesen groß. Ich male mir schon aus, welche Wand ich in meinem grün streichen kann. Die Küche dafür, schrecklich. Sie ist offen, und sähe der Herd nicht so aus, als würde er jeden Augenblick explodieren, wäre sie gar nicht so schlecht. Mit Schrank unterm Fensterbrett. Aber irgendwie macht es leider nicht "Klick". Schade, wenigstens das hätte ja jetzt mal funktionieren können. Also mach ich mich auf den Heimweg und versuche einen neuen Platz für mein Bett zu suchen, auf dem es noch nicht stand. Gibt es nicht. Also werde ich mich einfach mal verkehrt herum ins Bett legen.

Dienstag, 9. November 2010

Heimatbesuch oder: Mama ist die Beste

Es gibt fast nichts Schöneres, als sich Freitag abend nach einem anstrengend Tag im Büro in den Sitz eines ICE's zufallen, das Handy zu zücken und Mama anzurufen. „Ich sitze im Zug, wir sind pünktlich los gefahren, ich melde mich dann später nochmal, sollten wir doch Verspätung haben!“. Wenn man dann von dem Essen erzählt bekommt, dass auf einen wartet, auch noch um halb 12 abends, kann ich mich die ganze, lange Zugfahrt an der Vorfreude laben. Da machen mir auch keine nervigen, knutschenden Pärchen etwas aus, die mir gegenüber sitzen. Selbst die laute Musik meines Sitznachbarns verwandelt sich ein wenig in melodische Fahrstuhlmusik. Ich schlafe ein wenig träume von zu Hause und dem ganzen guten Essen.

Zu Hause angekommen, ist der Tisch extra für mich gedeckt, das Kotelett wird aus dem Ofen geholt und die Kartoffeln noch einmal angebraten. Im Kühlschrank steht frische Vollmilch, extra mit 3,8% Fett, weil ich die am liebsten trinke. Zum Frühstück am nächsten morgen werden frische Brötchen geholt, es kommen meine Lieblingswurstsorten auf den Tisch, und wir reden über....Essen.

Gleich nach dem Frühstück wird die Küche fertig gemacht für den großen Backtag. Zwei Kuchen, zwei Quiches – der Ofen läuft heiß, nebenher brutzelt schon das Mittagessen im Topf und ich mache mir Gedanken über meinen Geburtstagskuchen. Die Oma schaut immer wieder vorbei um nach dem rechten zusehen, überall einmal den Deckel hochzuheben, unter ein Handtuch zu spähen, vom Teig zu klauen oder kluge Ratschläge zu verteilen („Das ist zuviel Fett!“, „Ja, Oma, ich weiß. Aber soviel muss da rein, sonst schmeckt es nicht“, „Wenigstens ist es Butter“). Der dicke schwarze Kater sitzt auf dem Küchenstuhl vor der Heizung und schnuppert immer mal wieder verschlafen in die Luft, wenn der Ofen aufgeht oder der Deckel vom Topf mit dem Fleisch hoch gehoben wird.

Und schon ist der Samstag rum, der Sonntag wird mir langem ausschlafen, ausgiebigen Mittagessen und einer langen Unterhaltung über ...Essen bei meinem nächsten Besuch (Weihnachten) beendet und -schwuppsdiwupps- schon sitze ich wieder im Zug nach Berlin. Im Gepäck ein voll bepacktes Kehrpaket aus der Heimat von Mama mit 3,8%iger Fettmilch, Lieblingswurst, Rote Beete aus dem Garten, Brot und Brötchen, Reste vom Samstag- und Sonntagessen („Das ist viel zuviel geworden, davon musst du was mitnehmen“), die letzte duftende Rose aus dem Garten und ein Umschlag von Oma.

Donnerstag, 4. November 2010

U-Bahn-Fahrer

Ein gewöhnlicher Donnerstag in einer gewöhnlichen Woche im November. Der Tag war grau und nass und irgendwie warm. An den Bäumen hängen fast keine Blätter mehr, die die sich noch einsam im Wind wiegen sind ganz gelblich-braun und haben all ihren schönen herbstlichen Glanz verloren. Am Bahnhof stehen mehr Menschen als sonst. Es hat geregnet. In der U-Bahn drängen sie sich dicht an dicht, jeder Platz ist besetzt.

Da sitzt die Studentin, mit den Ohrschützern-ähnlichen-riesen-Hörern, einem Buch auf den Schoß, der Blick schweift immer wieder umher. Neben ihr sitzt die Geschäftsfrau mit der großen Aktentasche auf dem Schoß, das Eierphone in der einen Hand, das Notizbuch in der anderen. Dann klingelt das Telefon und "plapperdiplapperdiplapperplapper". Entnervt schielt der Professor neben ihr über seine französische Zeitung und die Lesebrille. Aus seiner Tasche lugt eine Thermoskanne mit einem "Atomkraft Nein Danke"-Aufkleber.

An der nächsten Station steigt die motz-Verkäuferin ein, die ihren gewöhnlichen Text, gewohnt monoton, aufsagt und heute sogar mal eine Zeitung los wird. Ein Touristenpärchen aus Bayern, die eigentlich ganz beschäftigt sind mit ihren U- und S-Bahn Plänen und damit, in welcher Bahn sie jetzt sitzen, haben sich eine Motz gekauft. Neben ihnen beruhigt eine junge Mutter ihr kleines Baby im Kinderwagen und erklärt ihrer Tochter auf dem Schoß auf Englisch, warum sie morgen wieder zur Schule muss. Derweil fängt das Baby an zu lachen, weil der hübsche junge Mann, der neben dem Wagen steht, Grimassen schneidet.

U-Bahn fahren in Berlin

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Samstag, 9. Oktober 2010

i love shoes

Ich bin auf der Suche nach schwarzen Schuhen. Einfache, flache, schwarze Schuhe. Neue Schuhe gibt's dann auch immer, aber die sind dann blau und alles anderes als flach, grau und hochhakig oder ocker und alles anderes als einfach.
Und so füllt sich mein nicht vorhandener Schuhschrank weiter und weiter und weiter.
Der passende Song für neue Schuhe

Freitag, 8. Oktober 2010

Es wird Herbst

Auf einmal fangen die Blätter an von den Bäumen zu fallen, liegen in großen gelb-braunen Haufen am Straßenrand und die Kinder mit bunten Gummistiefeln haben einen Mordsspaß daran, die mühsam zusammen gefegten Blätter wieder durcheinander auf die Straße zu werfen.
Die Luft ist irgendwie klar und kühl und gut - überall laufen Menschen durch die Straßen, die tief einatmen. Die auf den brücken stehen bleiben um die Gelegenheit zu nutzen noch einmal einen Panoramablick auf den Kanal, die umstehenden Bäume mit ihren sich langsam färbenden Blätter zu werfen, ein Pläuschchen zu machen oder die Enten zu beobachten.
Die herbstlichen Sonnenstrahlen werden auf den Straßen vor den Cafés genossen, dick eingemummelt sitzen sie da, trinken Kaffee und plaudern.

tonair - i love you so much

Samstag, 2. Oktober 2010

Markttag

Samstag morgen um halb acht: die Sonne knallt durch mein Fenster auf mein Bett. Aufstehen!!! Um halb acht? Ich dreh mich nochmal um. Aber wie das so ist, wenn das Wetter schön ist, bekomm ich Hummeln im Hintern und muss raus. Also ab unter die Dusche, angezogen, Fahrrad ausm Keller geholt und - graue Wolken haben sich vor den schönen blauen Himmel gedrängt. Naja - ich schwing mich trotzdem auf meinen Drahtesel und düse los in Richtung Markt am Winterfeldtplatz. Mit roter Nase und steifen Fingern komm ich dort an (der erste Samstag im Oktober und es fühlt sich an, als wäre es schon Ende November). Es riecht nach frisch gepressten Orangensaft, Gewürzmischungen und Bratwurst. Es ist Pilzezeit. Überall an den Ständen preisen die Marktschreier ihre Pfifferlinge, Maronen und Steinpilze an. Ich mag keine Pilze. Und trotzdem bleib ich überall stehen und muss mir eingestehen, dass die Pilze wunderschön aussehen. Wie aus dem Bilderbuch. Wenn sie mir nur schmecken würden. Aber auch die Ingwerwurzeln lassen mein Herz höher schlagen, den ganzen Sommer über gab es nur hässliche, halb vertrocknete Knollen ohne den frischen Geschmack. Jetzt liegen überall frische, pralle Knollen, denen man es förmlich ansieht, dass sie voller Geschmack stecken. Schwupps- hab ich etliche Knollen in meinem Korb und mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen, wenn ich an nen leckeren Ingwer-Tee, Ingwer-Hühnchen oder Gemüsepfanne mit Ingwer denke.
Am nächsten Stand stehen riesige Kuchen und Torten, frisch gebackene Brote und kleine, süße Leckereien. Daneben strahlen große, kleine, bunte Blumen ... am liebsten würde ich alle mit nehmen.

Freitag, 3. September 2010

Eine Liebeserklärung an Berlin - Teil 3: Menschen

Berlin ist Berlin ist Berlin. Und so sind auch die Menschen. Auf der einen Seite natürlich Menschen wie du und ich. Aber zwischendrin gibt es auch die, die herausstechen irgendwie. Und die, die herausstechen wollen, es aber nicht schaffen, da alle auf der gleichen Art und Weise versuchen dies zu tun. Das sind die, die mit engen Hosen und weiten Hemden/ Shirts rumlaufen, mit der dicken schwarzen Hornbrille auf der Nase, einem langen Schal um den Hals und den Jutebeutel unterm Arm. Die anderen, die tatsächlich auffallen sind schrill oder einfach nur wirklich etwas besonderes.
Da gibt es den alten Mann, der aussieht wie ein Indianer, mit langen Haaren, Fransenjacke und Lederbändchen um den Kopf gewickelt. Er hat gerade die Möglichkeiten eines MP3-Players entdeckt und den dazugehörigen Earplugs, die er jetzt in seinen Ohren stecken hat, wie auf Hypnose durch die Bänke der U-Bahn tänzelt und dabei vor sich hintänzelnd. Schaut man ihn an, wenn er gerade mal die Augen offen hat, gibt ihr beide "Thumbs up" und man sieht ihm die entdeckte Freude an.
Oder die alte Dame, die am Sonntag vormittag (nach der Kirche wahrscheinlich) in ihrem pastellfarbenen Sonntagskostümchen mit passendem Schälchen, passendem Schmuck, passendem Hut, passender Tasche und natürlich passenden Spitzenhandschuhen, durch den Tiergarten flaniert. An der Leine der kleine fluffige Hund, mit passender Schleife in den Haare (oder an den Ohren?). Dazu der knallrote Lippenstift auf den Lippen, der irgendwie aus der Reihe tanzt.
Besonders liebenswert ist auch die Dame, die einen großen Kinderwagen vor sich durch die Straßen schiebt. Wirft man einen Blick hinein, liegt da kein Baby, sondern ein Köter. Aber die Dame spricht mit ihm wie mit einem Kleinkind.
Auf dem Flohmarkt begegne ich manchmal einer Frau, die sich wie die alte Dame nach dem Kirchenbesuch in Schale geworfen hat. Im Fünfziger Jahre Stil. Nur im 50er Stil, so wie man sich das heute vorstellt. Oder eben so, wie man vielleicht damals abens in ein Tanzlokal gegangen ist: Bunter Pettycoat, passende Jacke dazu, einen Pferdeschwanz mit samt Supertolle wie Elvis, kleinem Hütchen irgendwo zwischen Tolle und Haargummi, das passende Handtäschchen in der Armbeuge und natürlich: knallroter Lippenstift.

Donnerstag, 12. August 2010

Sommergarten auf dem Balkon

Mitten in der Großstadt grünt und blüht es. Mit jedem Wochenende kommen mehr blühende Pflanzen dazu und mein Balkongarten wächst und gedeiht und blüht. Fehlt nur noch der Rasen und das Vogelhäuschen.

Sonntag, 8. August 2010

Sonntagseinkauf - Supermarkt vs. Flohmarkt

Eigentlich bin ich eine Gegnerin der Sonntags geöffneten Supermärkte, seit mir aber an einem siebten Tag der Woche die Milch fürs Müsli ausging, mache ich mich fast jeden Sonntag auf zum Supermarkt und stelle jedes Mal überrascht fest, das hier keiner den Sonntag als heilig befindet. Schon die U-Bahn ist voller Menschen mit Tüten, gefüllt mit leeren Pfandflaschen und auf dem Rückweg reiht man sich ein in die Einkaufstüten-tragenden und versucht noch ein Sitzplätzchen in Berlins kürzester U-Bahn zu ergattern. Im Supermarkt selbst sind immer alle Kassen geöffnet und an allen steht man Schlange. Wenn man nicht früh genug da ist, sind alle Angebote leer geräumt, die Menschen schieben und drücken sich aneinander vorbei, mit vollen Einkaufswägen, als gäbe es nicht noch 6 andere Tage in der Woche, an denen man einkaufen gehen kann.

Fast das gleiche Bild gibt es auf dem Flohmarkt am Mauerpark: Schon die Trambahn ist voll gestopft. Man ist gezwungen langsam über den Flohmarkt zu laufen, man muss stehen bleiben, wenn die anderen stehen bleiben. Hippe Berliner schieben sich mit neu ergatterten Möbelstücken durch die Menschenmassen und trampeln auf anderen Füßen herum. Deutsch wirkt fast schon wie eine Fremdsprache, Englisch und Französisch schallt es von überall her, Italienisch und Spanisch hört man auch nicht selten. Wer die menschliche Vielfalt studieren will, ist hier auch richtig: zugedröhnte Menschen, die nichts mehr mitbekommen und durch die Gänge tanzen; eifrige Händler, die versuchen einem alles anzudrehen; Touristen-Familien, die überfordert sind von dem ganzen Tohuwabohu; Obdachlose, die versuchen ihre Zeitschriften loszuwerden oder etwas Kleingeld zusammeln; Fifties Liebhaberinnen, die im Outfit der Fünfziger mit Haartolle und feinen Spitzenhandschuhen durch die Sachen stöbern; Achtziger Jahre Menschen; jede Menge hübsche Models mit riesigen Sonnenbrillen, die wohl nur dort sind um gesehen zu werden und natürlich die hippen Berliner mit ihren Hornbrillen und den engen Hosen, bzw. den Leggins und Flatterhemdchen, die sowieso überall sind.

Samstag, 7. August 2010

Die Single-Hauptstadt.

Nirgendwo sonst soll es soviele Singles geben wie in Berlin. Sagt man. Das Dumme: In keiner anderen Stadt sind sie so unsichtbar. Und Pärchen so sichtbar und allgegenwärtig: In der U-Bahn, auf den Straßen, auf jedem schönen freien Plätzchen im Park, auf Parkbänken, in Ruderbooten, in Cafés, auf den Märkten, im Waschsalon, im Supermarkt. Hetero- Pärchen, Homo-Pärchen, Senioren-Pärchen, Teenie-Pärchen, frisch verliebte Pärchen, Pärchen die sich nichts mehr zu sagen haben, Pärchen im Elternglück, sogar die Enten auf dem Teich im Park schwimmen nur zu zweit umher. Von Singles weit und breit keine Spur.Und läuft man ihnen doch mal über den Weg, fängt das ganze Geflirte an, aber ehe man sich versieht, muss man aus der Bahn steigen. Das war es dann. Statt dem anderen einfach die eigene Nummer schnell noch mitzuteilen, schaut man der wegfahrenden Bahn hinterher und haut sich mal wieder an den Kopf.
Liebe Männer, wenn eine Frau euch dämlich angrinst, dabei immer wieder wegschaut, dann sagt sie garantiert nicht Nein zu einem Kaffee. Zu 90% nimmt sie eine Einladung zu einem Kaffee oder, je nach Tageszeit auch Bier, an oder gibt sogar ihre Nummer her. Tut sie es nicht, habt ihr entweder Mundgeruch oder seid nach wie vor im Stimmbruch.

Donnerstag, 29. Juli 2010

Ohrwärmer im Sommer

Ein verengter Gehörgang ist nichts schönes. Im Winter, wenn es Minusgrade hat, hält er sich zurück. Sobald es aber Sommer ist und dann mal ein kaltes Lüftchen weht ist es vorbei. Dann sitzt ein kleines Männchen in meinem linken Gehörgang und haut mit tausend Nadeln in mein Ohr. Aua. Das heißt für mich: Die schicken Ohrschützer aus dem Schrank kramen und mit nach rechts auf die Schulter gesenkten Kopf durch die Gegend laufen. Wegen der Tropfen. Ätzend. Aber leider nicht reparierbar. Aber wenigstens weiß ich, dass meine hübschen Ohrwärmer dem Männeken in meinem Ohr den Garaus machen.


Seit dem ich einen kurzen Blick aus meinem Fenster geworfen habe, hat sich der Beatles Song "Yellow Submarine" in meinem Kopf zum kleinen Nadelstechenden Männchen gesellt. Und alles nur wegen dieser Wolke ------------------->
Musik zur Wolke vor meinem Fenster: Yellow Submarine

Dienstag, 27. Juli 2010

Aus alt mach neu und nochmal neu

Wenn es mal nicht so warm ist, kommt meine Nähmaschine mal wieder zum Vorschein und zaubert an meine recycleten Tasche eine Außentasche mit Schleifchen. Aus alt mach neu und nochmal neu.

Und weil es danach immer noch kalt war, kam an mein zu kurz geratenes Kleidchen (und daher eben doch ein normales Oberteil) noch ein blaues Bändchen um als Gürtelchen mit Schleifchen zu fungieren. Definitiv zu viele -chens, dafür aber mein ganzer Stolz: mein erstes selbstgenähtes Oberteil!!!


Musik zum Nähen: The XX -Crystalised

Montag, 26. Juli 2010

Eine Liebeserklärung an Berlin - Teil 2: Die öffentlichen Verkehrsmittel

Öffentliche Verkehrsmittel haben fast nirgendwo einen sehr guten Ruf. Auch in Berlin nicht. Der eigene Bus fährt nie, während auf der anderen Seite schon der zehnte Bus in die entgegengesetzte Richtung fährt. Die S-Bahnen fahren einem grundsätzlich vor der Nase weg, die U-Bahnen fahren immer nur stückchenweise. Sie sind stickig und dreckig.
Trotzdem mag ich die Berliner Busse. Ganz besonders die Doppeldeckerbusse, die einem das Gefühlt geben, als ob man mit einem Schiff durch die Straßen fährt. Wenn man oben sitzt, am besten ganz vorne an der Frontscheibe. Da kommt es dann schonmal vor, das man sich duckt vor dem Ast, der gleich an das Fenster klatscht. Man seinen Fuß auf die nicht vorhandene Bremse drückt, weil man denkt der Bus rollt gleich über die Autos vorne an der Ampel. Am schönsten ist es in den Reihen hinter der vordersten. Man kann den Touris lauschen, die sich gegenseitig aus ihren Reiseführern vorlesen oder ihre Mitmenschen mit eigenen Anekdoten beglücken und die Welt von oben beobachten.
Am schönsten, weil am kürzesten, finde ich die U4-Linie. Einst der ganze Stolz von Schöneberg (damals noch eigene Stadt), heute mit zwei Wagen der kürzeste Zug auf den Bahnlinien Berlins. Die Bahn ist nie voll und hat außerdem noch die schönste U-Bahn Station: Das Rathaus Schöneberg, die quasi direkt im Rudolph-Wilde-Park liegt. Man braucht nur raus zu schauen und sieht Menschen bein Boule-Spiel, das Wahrzeichen der Stadt Schöneberg: ein goldener Hirsch. Auf der anderen Seite glitzert das Wasser des Ententeichs, und das Grün der Wiesen und Bäume lassen den Eindruck entstehen, man wäre irgendwo mitten in der Natur, nicht in einer Großstadt.
Was mich am meisten erstaunt hat: Unter der Woche kommt man ab 1 Uhr auch nicht mehr alle 10 Minuten irgendwo hin oder weg. Das in einer Großstadt, die für ihre langen Nächte bekannt ist. Aber dann - bis die ersten nach Hause gehen, fahren auch wieder die Bahnen.

Musik dazu: FM Belfast - Par Avion

Samstag, 24. Juli 2010

Ohne Worte :)

Bin gespannt, was für ein Retaurant hier eröffnet :)

Ein Samstag in Berlin

Statt Samstagmorgen um halb 8 müde ins Bett zu fallen, wie es die meisten Berliner machen, wache ich auf. Will das Licht im Bad anmachen, das schon seit Wochen meint Disko spielen zu müssen, und -BAM- mit einem lauten Knall (jedenfalls kommt es mir, noch ein wenig schlaftrunken, so vor) verabschiedet sich der Leuchtstab in den Himmel der Glühlampen. Schnelles Frühstück, schnelle (und gar nicht so einfach) Entscheidung vor dem Kleiderschrank, Leuchtstab ausbauen (gar nicht so einfach), Schuhe an und ab zum Glühlampengeschäft um die Ecke. Die haben natürlich nur ganz normale Glühbirnen ("Neee, Fröilein, die führ ick nich! Bin ja keen Bäderfachgeschäft"). Warum es mir klar sein sollte, in ein Bäderfachgeschäft zu gehen um mir eine Leuchtquelle für meine Badlampe zu kaufen, statt in ein Lampengeschäft, will mir nicht ganz in den Kopf gehen. Beim kleinen Baumarkt um die Ecke hab ich schon mehr Glück - eigentlich haben die sie ja. Gerade jetzt aber natürlich nicht. Also auf zur Bushaltestelle zum großen Baumarkt. Dort finde ich sie sogar ohne Hilfe - und stehe vor dem nächsten Problem: normales, weißes Licht - warmes Licht - Taglicht - Schwarzlicht. Letzteres ist schon mal ausgeschlossen, und nach reichlicher Überlegung (in welchem Licht sehe ich am ehesten nicht blass aus?) wirds doch die normale.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Eine Liebeserklärung an Berlin - Teil 1: Die Natur

Berlin ist so wandelbar wie ein Chamäleon: Schrill und bunt, hipp und stylish, luxuriös und legendär, arm und häßlich, reich und schön, glitzernd und prollig, schmutzig und stinkend, staubig und grau, jung und fleißig, alt und grantig, natürlich und grün, schwarz und weiß.

Die meisten öffentlichen Grünflächen, wie Parks oder Straßeninseln, sind nicht so schön bepflanzt wie in anderen deutschen Städten. Dafür sorgen die Bewohner Berlins aber mit ihren kleinen 'Guerilla-Gärten' für eine ganz eigene und sehr charmante Natürlichkeit. Zu finden sind sie fast überall: Da kann man Kräuter rings um Bäume auf den Gehwegen entdecken; auf alten Müllcontainern blühen Geranien in allen Rottönen; in Fahrradkörben, deren Fahrräder nicht mehr fahrbar sind, strahlen Sonnenblumen um die Wette mit der heißen Sommersonne; auf Straßeninseln hat man wilde Wiesenblumen gesät oder es entstehen kurzerhand Bio-Beete im "Prinzesinnengarten" mit alten und seltenen Gemüsesorten auf alten Brachflächen.











Es gibt schöne Parks und häßliche Parks. Mein Lieblingspark befindet sich einen knapp 10-minütigen Fußmarsch Richtung Süden. Auch wenn es ein bisschen fischig stinkt, wenn man die großen, breiten Treppen hinunter geht, in den Park - schön ist es trotzdem. Im Nu herrscht Stille. Man hört die Vögel zwitschern, das Wasser plätschert ein wenig, wenn die verrückten Goldfische Flugakrobatik vorführen und die Frösche quaken, sobald die Sonne untergeht. Selbst im heißen, stickigen Sommer ist es hier angenehm kühl. Abundan huscht ein Karnickel aus den Gebüschen oder lässt sich von einem Hund über die Wiese jagen. Am Teich wohnt ein Reiher, den viele erst nicht wahrnehmen und später als Atrappe titulieren, bis er sich dazu herablässt einen Fuß vor den anderen zu stellen oder sich gleich ganz, von einem Moment auf den nächsten, seine gewaltigen Flügel aufschlagend und mit (fast) einem Satz, auf der großen Weide niederlässt.

Los geht's...

Ein halbes Jahr in der Hauptstadt. Es ist viel passiert und doch so wenig.
Ich habe das Leben in der Großstadt kennen- und lieben gelernt. Nicht in irgendeiner. Berlin liebt man oder man hasst es.
Fazit: "Berlin ist wie eine Party, auf der man nie der letzte Gast ist - egal wie spät man ankommt." (gelesen in der Maxi/ Ausgabe Mai 2009)
- I love it -